Donnerstag, 20. Februar 2014

Rabenschwarze Nacht - mit dem Bayernticket nach München und zurück

Und es begab sich im Februar des Jahres 2014, dass eine Cousine des besten Ehemanns von allen vor der Zeit abberufen wurde und eine kleine Familiendelegation ausziehen wollte, um an der Trauerfeier in München teilzunehmen.

Meine werten Leser wissen wohl, dass wir am äußersten Schwanzzipfel des bayerischen Löwens wohnen, daher stellte ich meinen Wecker auf fünf Uhr morgens, weil ich gegen sechs Uhr mit dem Auto zum Treffpunkt mit meinen beiden Mitfahrern aufbrechen wollte.

Wie sich herausstellen sollte, ist eine Stunde doch eher knapp kalkuliert für Aufstehen, Duschen, Anziehen, ein zerbrochenes Keramikgefäß aufkehren, Frühstücken, Katzen bespaßen, Rucksack mit Nahrung für einen ganzen Tag bestücken, Ipad und Iphone laden und einpacken und schließlich den schwarzen Schirm, Schal und passende Handschuhe suchen und einpacken.




Fünf nach sechs saß ich endlich im Auto und prompt fing es an zu regnen. Nichts Ätzenderes für mich als bei Dunkelheit und Regen auf der Autobahn unterwegs zu sein!

Zum Glück kam ich trotz widriger Verhältnisse gut voran und war um viertel nach sieben am Treffpunkt, wo meine Schwägerin schon mit angezogenem Mantel und abfahrtbereit wartete. Upps! Zum Glück war mein Schwager, der Reiseleiter, auch schon fertig und wir hatten noch reichlich Zeit, um mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren. Den Fahrkartenautomat bediente glücklicherweise mein Schwager, ich hätte wahrscheinlich wieder eine Viertelstunde gebraucht, wo er in zwei Minuten fertig war. 

Die Hinfahrt verlief planmäßig und ereignislos, außer, dass ich schon um zehn Uhr meine mitgebrachten Vorräte aufgezehrt hatte und im Zug den vielleicht grauslichsten Kaffee meines Lebens getrunken habe, dazu gabs eine Butterbrezel, die aber ganz genießbar war.

Wir waren die ersten Trauergäste an der Aussegnungshalle, wo wir doch die weiteste Anreise gehabt hatten. Über die Trauerfeier will ich nicht viel berichten, nur dass es eine berührende Feier war, die mich wieder mit meiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert hat. Nach Krebsoperation, Chemotherapie und Reha ist doch tatsächlich der Alltag wieder eingekehrt, was einesteils ja ganz gut ist, andernteils aber auch alte Verhaltensweisen wieder aufkommen lässt.

Ich war recht nachdenklich auf dem Heimweg, was mich aber nicht daran gehindert hat, eine Wartezeit im Nürnberger Bahnhof dazu zu nutzen, einen Espresso zu trinken und dazu einen Florentiner mit weißer Schokolade einzuwerfen, den hab ich wohl gebraucht. Aus den angekündigten ca. 15 Minuten Verspätung wurden erst 30, dann 45 Minuten und dann kam die Erklärung "Personenschaden auf der Strecke"!

Man darf sich ja nicht mal über die Verspätung ärgern, wenn das der Grund dafür ist, aber meine eh schon schlechte Stimmung wurde mit Sicherheit nicht besser dadurch.

Nach einer Weile kam dann ein Bahnmitarbeiter ans übervolle Wartegleis 13 (ha!) und machte einen Vorschlag, wir wir weiter Richtung Würzburg reisen könnten. Mit einem Regionalzug zu einem Bahnhof vor der Unfallstelle, dann mit Bussen zu einem Bahnhof hinter der Unfallstelle und von dort wieder weiter Richtung Heimat. Wir und achtzig andere gestrandete Passagiere quetschten uns also in den sowieso schon vollen Regionalzug, der dann auch irgendwann mal losfuhr.

Vor dem Bahnhof in Siegelsdorf wartete tatsächlich ein Bus auf uns, in den sehr schnell sehr viele Menschen einstiegen, was wir aber schlauerweise nicht gemacht haben. Es war ja die Rede von mehreren Bussen gewesen und tatsächlich, kaum war der übervolle Bus weg, kam ein weiterer, in dem wir dann zu zehnt bequem saßen.

Auf dem Weg nach Neustadt Aisch kamen wir direkt an der Unfallstelle vorbei, wo noch etliche Polizei- und Feuerwehrautos standen. Und ein leerer Zug auf der Strecke. Puh. Kein schöner Anblick.

Am Bahnhof angekommen standen dann schon viele Menschen und warteten auf die Weiterreise Richtung Würzburg. Es dauerte nicht lang und es kam ein Zug aus Richtung Nürnberg, das war mit Sicherheit der Unglückszug, der gerade noch auf der Strecke gestanden hatte. Aber was will man machen - wir sind halt eingestiegen.

Mit nur anderthalb Stunden Verspätung waren wir endlich wieder an unserem Auto und ich bin dann etwas später, wieder bei Dunkelheit und Regen, nach Hause gefahren.

Inzwischen war meine Stimmung nahe dem Absoluten Nullpunkt. Ich war total platt, ging gleich ins Bett und lag dann stundenlang wach und ließ den Tag Revue passieren. Immer wenn ich fast eingeschlafen wäre, fiel mir wieder was anderes ein, worüber ich mir noch Sorgen machen konnte. Besonders die Logistik für meine Geburtstagsfeier nächste Woche, und die Vorbereitungen für meinen Rehaaufenthalt im März, und das Klassentreffen im April und und und... um ein Uhr hab ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut und um viertel vor sechs bin ich heute morgen aufgestanden.

Nach dem Frühstück hab ich erst mal eine Kaffeemaschine mit zwei Warmhaltekannen gekauft, um das Logistikproblem für meinen Geburtstag zu lösen. 

Jetzt geht es mir schon viel besser!