Sonntag, 14. Juni 2009

Dort drunt' im schönen Ungarland...

Im Dezember 2008 bekamen wir die Einladung zu einer Geburtstagsfeier, die im Sommer 2009 in Dunaföldvar in Ungarn stattfinden sollte. Der älteste Neffe meines lieben Mannes wurde 40 Jahre alt, seine süße ungarische Frau ein paar Monate später 30 und nun wollten sie gemeinsam ihren "70. Geburtstag" in ihrer Heimat feiern.

Die beiden haben einen riesigen Freundeskreis und die Familie wird auch immer größer - es lohnte sich also, einen Bus zu chartern, der all die fröhlichen Gäste nach Ungarn fahren sollte.

"Vielen Dank für die Einladung, wir kommen natürlich gern" - aber dass die Abfahrt morgens um 1.00 Uhr sein sollte, hatte wohl irgendwo im Kleingedruckten gestanden, das wir nicht genau durchgelesen hatten. ;-) Jedenfalls fuhren wir also letzten Mittwoch nachts um 23 Uhr schon nicht mehr
ganz taufrisch zum Treffpunkt, wo außer den ganzen Fahrgästen auch schon Unmengen von Proviant und Koffern fertig zum Verladen bereitstanden:



"Es gibt Taschen, die fassen wirklich den Inhalt eines ganzen Bierkastens!", meinte meine Schwägerin zu mir und ich muss sagen - diese Taschen wurden auch wirklich gebraucht! ;-)

Es ging dann pünktlich um 1.01 Uhr los, es war nicht viel Verkehr und wir kamen ganz gut voran, bis von hinten der Ruf erschallte: "Pinkelpause - Pinkelpause!" - da war es gerade erst 2.36 Uhr! Im ähnlichen Rhythmus ging es dann weiter, eineinhalb Stunden Fahrt, dann die nächsten Verhandlungen mit dem Busfahrer, wann man wieder halten würde... so konnte ich mir wenigstens in regelmäßigen Abständen die Füße vertreten, während andere Mitreisende ihren Nikotinspiegel wieder auf das lebenserhaltende Maß anhoben.

Ab vier Uhr wurde es ganz langsam wieder hell und bei einer weiteren Pause in Österreich konnte ich im Morgenlicht die Alpen sehen:



Wir wurden in den Pausen wirklich bestens mit Speis und Trank versorgt, es muss wohl auch Taschen geben, die 20 Dosen Prosecco fassen können!



So wurde uns die Zeit bis zur Ankunft nicht lang - um 12 Uhr waren wir glücklich in Dunaföldvar angekommen, wo ein Teil der Gruppe ausstieg, die in Ferienhäusern untergebracht wurde, der andre Teil fuhr weiter nach Paks, wo wir das frisch renovierte Hotel Duna bezogen:



Dort hatten freundliche Geister schon eine Dallmayr - Tasche mit Nahrung und Getränken auf den Betten hinterlegt, sodass wir uns erst nochmal stärken konnten, bevor wir uns nochmal kurz hinlegen mussten, um uns vor der Abendveranstaltung auszuruhen.

Denn um 18 Uhr wurden wir zur Puszta-Fahrt abgeholt, leider wurde das Wetter immer schlechter und als wir gerade mit den Kutschen fuhren, fing es ein bisschen an zu regnen.




Die Reiter führten ihre Vorführung trotz des widrigen Wetters tapfer weiter durch, es war wirklich sehenswert:



Die Zuschauer saßen im Trockenen und wurden ausgiebig bewirtet, es gab Live-Folklore-Musik, reichlich gutes Essen (natürlich auch Gulasch) und Wein bis zum Abwinken!



Ich hätte vielleicht besser mal ein bisschen früher abwinken sollen, denn nachts wachte ich irgendwann auf und mein Magen erinnerte mich daran, dass er es nicht schätzt, nach monatelanger Zurückhaltung plötzlich vor so unlösbare Aufgaben gestellt zu werden. Ist das eine Erleichterung, wenn man dann mit frisch geleertem Magen wieder zurück ins Bett kann, um den unterbrochenen Schlaf fortzusetzen!



Den nächsten Tag hatten wir zur freien Verfügung - die große Geburtstagfeier sollte erst abends stattfinden, so brachen der Mann und ich nach dem Frühstück zu einer kleinen Wanderung in den Nachbarort auf, wo es eine römische Ausgrabungsstätte geben sollte.



Wir haben auch wirklich ganz gut hingefunden, nachdem wir einem schönen Weg durch den Wald und die Weinberge gefolgt waren. Es ist immer wieder spannend, in einem Land zu sein, wo man die Sprache auch nicht annähernd beherrscht - aber wir konnten immerhin den Namen des Nachbarorts aussprechen und die freundlichen Menschen am Wegesrand deuteten in eine Richtung, in der wir dann auch wirklich ans Ziel kamen. Ich habe das erste Mal in meinem Leben die Früchte des Maulbeerbaumes gegessen (sehr süß) und eine Smaragdeidechse gesehen, die aber zu schnell für meine Kamera weitergehuscht war.

Eine uns unbekannte wunderschöne Vogelart haben wir auch beobachtet, zuhause haben wir herausgefunden, dass es sich um Bienenfresser gehandelt hat:



Um die Mittagszeit sind wir dann in Lussonium angekommen, von der Festung stehen nur noch die Reste eines Tors hoch über der Donau und die Grundmauern einiger Gebäude:



Kein richtiger Urlaub ohne wenigstens eine antike römische Ruine!

Nachdem wir eine Stunde auf den nächsten Bus zurück nach Paks hätten warten müssen, haben wir uns wieder zu Fuß auf den Rückweg gemacht und sind auch ganz gut durch den Schnakenwald zurück in die Zivilisation gelangt.

Nach einer kurzen Erholungspause im Hotel wurden wir abends wieder vom Bus zur Geburstagsfeier abgeholt, die in einem netten rustikalen Lokal direkt unten an der Donau stattfand:



Kein richtiger Urlaub, ohne dass ich meine Füße in ein örtliches Gewässer stecke! ;-)

Es gab deftiges ungarische Essen als Vorspeise - wahlweise ungarische Fischsuppe mit Karpfen oder Gulasch - also hab ich mich für den Fisch entschieden, da ich ja schon am Tag vorher Gulasch gegessen hatte.



Ich hätte vielleicht mal eine Speisekarte einstecken sollen, denn es gab noch Unmengen anderer leckerer Sachen zu essen - verschiedene Salate, paniertes Fleisch in Sesamkruste, gebackenen Käse, Brot, Kuchen und vieles mehr, an was ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann, was aber sicherlich nicht an der Menge Alkohol lag, der auch in Strömen ausgeschenkt worden ist. ;-)



Nach einigen Stunden gab es noch eine Überraschung - das Geburtstagspaar hatte für uns einen ungarischen Folkloretanz eingeübt! Die junge Frau erklärte, dass das schon lange ihr Wunsch gewesen sei und wie sie ihrem Mann in einer schwachen Stunde das Versprechen abgeluchst hatte, dass er mit ihr diesen Tanz vorführen würde. Nach einigen Wochen des Übens seien sie jetzt also bereit, diese Vorführung zu beginnen. Neben mir hörte ich ein leises: "mein armes Kind!" - damit meinte meine Schwägerin wohl ihren gestandenen, vierzig Jahre alten Sohn, der aber eine sehr gute Figur in seiner Tracht machte:



Nach diesem Tanz war das Eis gebrochen - es wurde eifrig getanzt und gesungen: "was jung ist, springt - was alt ist, singt", meinte ein anderer Neffe meines lieben Mannes, der gerade mal halb so alt ist wie die Alten, die eifrig sprangen und sangen!



Geben ein Uhr wurde ich langsam müde und wir beiden Alten haben dann das erste Taxi zurück nach Paks genommen, das dann bis in die frühen Morgenstunden damit beschäftigt war, die Geburstagsgäste zurück ins Hotel zu transportieren. Was war ich froh, dass ich im ersten Taxi gefahren war und ausgeschlafen hatte, als ich
morgens im Bus in so manche sonnenbrillenbedeckte Gesichter geschaut habe!

Nach 10 stündiger Fahrt sind wir abends um kurz nach neun (nicht ohne eine letzte Pinkel-Pause zwanzig Kilometer vor der Ankunft) wieder am Ausgangsort angekommen



wo wir, erschöpft und glücklich in unser Auto eingestiegen und nach Hause gefahren sind, wo unsere Katzen hocherfreut waren, uns wieder zu sehen.

Es waren anstrengende, aber sehr lohnende und erlebnisreiche Tage gewesen - alles war so gut organisiert und liebevoll vorbereitet - vielen Dank nochmal an alle, die sich soviel Mühe damit gegeben haben!








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen