Nach einer längeren Sendepause melde ich mich heute mal wieder, weil morgen mein "großer Bruder" Bernd 60 Jahre alt geworden wäre.
Statt morgen auf ein rauschendes Fest zu seinem 60. Geburtstag zu fahren, will ich mit ein paar Zeilen und einigen Bildern an ihn erinnern.
Bernd war das erste Kind meiner Eltern. Als er geboren wurde, war meine Mutter gerade 20 Jahre alt geworden, mein Vater war noch nicht ganz 25. Es ist heute schwer vorstellbar, dass das in den 50er Jahren ein ganz normales Alter war, das erste Kind zu bekommen.
Eineinhalb Jahre später wurde meine Schwester geboren - die kleine Familie lebte bis kurz vor meiner Geburt in einer Mühle im Spessart.
1959 zogen wir alle nach Walldürn, wo ein paar Jahre später noch mein jüngster Bruder dazu kam. Bei seiner Geburt war meine Mutter 34 Jahre alt und fühlte sich im Vergleich zu den anderen Müttern auf der Geburtsstation uralt! ;-)
Vor zwei Jahren habe ich mich mit einem Jugendfreund von Bernd getroffen, um von ihm zu erfahren, was für ein Mensch mein Bruder war. Als kleine Schwester habe ich von seinem Leben außerhalb der Familie nicht viel mitbekommen. Mein Bruder muss wirklich ein außergewöhnlich positiver und lebensfroher Mensch gewesen sein, der immer einen lockeren Spruch drauf hatte. Die Tatsache, dass er seinen Freunden heute noch so sehr fehlt, dass man nur unter Tränen über ihn sprechen kann, sagte mir mehr als die Erzählungen.
Meinen Bruder Bernd habe ich zum letzten Mal lebend gesehen, als er am Morgen, bevor er nach seinem Weihnachtsurlaub zurück nach Fürstenfeldbruck fahren wollte, zu mir ins Zimmer kam und fragte, ob ich etwas für ihn zu lesen hätte, er bräuchte was für die Fahrt. Leider hatte ich nichts, was er noch nicht gelesen hatte, also hat er sich wahrscheinlich gelangweilt auf seinem Weg. Ich bin nicht mal sicher, ob ich ihm richtig auf Wiedersehen und gute Fahrt gewünscht habe, was mir immer noch leid tut.
Am 2. Februar kam mein Vater überraschenderweise mitten am Tag von der Arbeit nach Hause und teilte meiner Mutter und uns Geschwistern mit, dass unser Bernd in der Nacht tödlich verunglückt war.
Ich hatte meinen Vater noch nie vorher weinen sehen und konnte das nur schwer aushalten. Ich hatte das starke Bedürfnis, mit meiner Trauer allein zu sein, also machte ich mich auf den Weg in das Wäldchen, das ein paar Minuten von unserer Straße entfernt lag, und umarmte ein paar Bäume. Das half mir aber auch nicht recht weiter, nach einer Stunde fand mich mein verzweifelter Vater, und es tut mir leid, dass ich meinen Eltern noch mehr Kummer gemacht habe.
Das Leben nach dem Tod meines Bruders war nicht mehr dasselbe wie vorher und ich vermisse ihn heute noch - meinen großen Bruder:
Bernhard Karpf
17.04.1950 - 02.02.1973
Freitag, 16. April 2010
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